Leise rieselt der Schnee… und bleibt auch liegen für zauberhafte Winteraktivitäten. Drei Tipps für Alpenregionen, wo man mehr machen kann als Skifahren – auch mit Kindern.

Bregenzerwald: Winterwandern und Häuser streicheln
Die Käseknöpfle habe ich mir jetzt verdient. Sieben Kilometer sind meine Freundin Angie und ich von Sibratsgfäll bis nach Schönenbach gewandert. Durch traumschöne Winterlandschaft ging es vorbei an tief verschneiten Almwiesen, gluckernden Bächen und Weißtannen im Winterkleid. Schöner kann Winterwandern kaum sein als im Bregenzerwald in Österreich, wo sich 23 Dörfer in die Landschaft kuscheln zwischen der Bodenseestadt Bregenz und dem Gipfeln von Kanisfluh und Widderstein in Vorarlberg.
Aber jetzt gibt’s erstmal was zu essen im Jagdgasthaus Egender. Mit seinen verwitterten Holzschindeln und frisch gezimmerten Latten wirkt es so zeitlos schön, dass man am liebsten das Holz streicheln möchte. Die Menschen im Bregenzerwald haben ein Händchen für Holz – und für gute Küche. Wälderhäuser mit diesem besonderen geradlinigen Design findet man häufig in Architekturzeitschriften, die Gaststuben in Foodie-Führern. Vielleicht weil das Einfache hier einfach gut ist.
Das schneereichste Dorf der Welt
Es gibt unzählige Wanderrouten und Loipen. Ein Muss für mich ist eine Tour zur Alpe Moos am Hochhäderich. Wirtin Marlies bereitet in einer Almbauerhütte wie aus vergangenen Zeiten köstliche Knödel und ein klasse Schnitzel zu. Die Hörmoos-Hütte hat gute Brände, köstliche Krautspatzn und einen Platz an der Sonne. Eine Gondelfahrt zur Bergstation von Bezau lohnt sich für Rodelfans. Die Schlittenfahrt runter zur Mittelstation ist ein Riesenspaß. Und dann natürlich Damüls. Die kleine Gemeinde gilt nicht nur als das schneereichste Dorf Österreichs, sondern hält mit durchschnittlich 9,3 Metern Neuschnee pro Saison den Weltrekord für bewohnte Dörfer. Mein Tipp: der Höhenwanderweg mit Einkehr im Alpengasthof Jägerstüble. Ach so, in Damüls kann man übrigens auch sehr gut Skifahren.
Ramsau: Winterzauber pur am Dachstein


Schladming am Dachstein, ist das nicht dieser Party-Ort mit den riesigen Après-Ski-Hütten am Ende der Talabfahrt? Ja, ist er. Aber auch ein Ort, zu dem vier Skiberge gehören, die mittlerweile miteinander verbunden sind. Und diese Skiregion Schladming-Dachstein hat etwas ganz Besonderes: Pisten und Wanderwege durch Winterwald. Denn ein guter Teil liegt unterhalb der Baumgrenze. Und die Landschaft sieht dann so aus, wie wir es uns in unseren Winterzauber-Sehnsüchten erträumen: idyllische Routen durch Fichten mit dicken Schneemützen vor imposanten Gipfeln – und keine kargen Pisten.
Winterurlaub mit Almkulinarik aus der Steiermark

Idylle pur findet man dann im Nachbarort Ramsau am Dachstein. Skifahren ist hier nicht mehr möglich und erwünscht, die Lifte sind bereits abgebaut worden. Dafür hat sich Ramsau zu einem Langlaufparadies entwickelt, wo regelmäßig auch Biathlon-Wettkämpfe ausgetragen werden. Neben 125 km klassische Loipen, 95 km Skating-Loipen und 20 verschiedenen Loipenkreisen auch für Anfänger zieht sich ein Netz aus Winterwanderwegen durch die Winterlandschaft. Und nach der Schneeschuh- oder Winterwanderung? Wärmt man Leib und Seele auf. Einige Gasthöfe bieten unter dem Stichwort Almkulinarik besondere Gerichte mit Zutaten aus heimischer Produktion an. Sollte in der Ederstube gerade der Ederburger mit Kartoffelspalten und Kraut-Kürbissalat auf der Karte stehen: unbedingt zugreifen. Kartoffeln, Kraut und Kürbis stammen aus der Steiermark, das Fleisch für die Burger liefern die Rinder im Stall nebenan. Tierfreunde mögen erschaudern bei dem Gedanken. Wer Fleisch verzehrt, bekommt es allerdings kaum natürlicher und
Leogang-Saalfelden: Innovative Hotels und Haubenküche
Ja, Skiurlaub macht Spaß. Gilt aber als Belastung für Umwelt und Natur. Aber geht es vielleicht auch anders? Nachhaltiger? Der Tag beginnt mit Morning Flow bei Yogalehrerin Maddy im Biohotel Rupertus. Durch sonnengeflutete Fenster blicken meine Kinder und ich aufs Tal und die 3000-Einwohner-Gemeinde Leogang. Wir sehen Schnee, Alpengipfel und Hotels. Nur 2,4 Kilo CO2 hinterlässt ein Hotelgast pro Nacht im Rupertus (der Durchschnitt für ein Vier-Sterne-Haus liegt bei 18,5 Kilo). Und auch die werden noch kompensiert, weil das Haus Zertifikate als Ausgleich dazukauft. Welche und wieviel? Alles genau aufgelistet bei Chefin Nadja Blumenkamp. Was den Gästen hier serviert wird, ist zu hundert Prozent bio.


Feine Küche, wie sie regionaler kaum möglich ist
Überhaupt das Essen. Sagenhafte 14 Hauben verleiht der Gault Millaut der winzigen Region, das entspricht ungefähr 8 Michelin-Sternen. Die meisten dieser Restaurants gehören zu Hotels. The Epic Slowfood Leogang nennt zum Beispiel Andreas Herbst seine Küche in der Riederalm – in einem Familienhotel! Herbst ist einer der besten jungen Köche Österreichs. Um sein Konzept zu erklären, breitet er eine Karte auf dem Tisch aus. Darauf sind Leogang und die umliegenden Almen abgebildet – und jede Menge Piktogramme. Gemüse für den Stechabauern, Kühe und Ziegen für den Madlbauern, ein Huhn für den Schattbachbauern… Denn fast alle Lebensmittel kommen aus einem Umkreis von zehn Kilometern. Regionaler geht’s kaum.

Winterurlaub ganz nachhaltig ohne Ski
Was kann man noch tun für mehr Nachhaltigkeit? Nicht jeden Tag Skifahren. Aktivitäten ohne Lift, die sanfter mit der Natur umgehen. Rodeln zum Bespiel. Sechs Kilometer lang ist die Bahn am Biberg, für die letzte Etappe muss man zu Fuß raufsteigen. Zur Belohnung gibt’s oben im Berggasthof erstmal Kräuterlimo, Kartoffel-Gröstl und Knödel (mein Tipp: Spinatknödel mit Bergkäse). Und dann: folgen sechs Kilometer purer Spaß. Da bekommen auch nörgelnde Teenager gute Laune. Als nächstes steht eine Alpaka-Wanderung auf dem Programm. Dabei erfahren wir von Halter und Hofbetreiber Gerhard Wimmer Wissenswertes rund um die flauschigen Tiere. Etwa den Unterschied zu Lamas (Lastentiere), den Nutzen von Alpakas (Wolle), wann die Schur ist (im Mai) und warum Alpakas bei uns so beliebt sind (genügsam). Aber auch: „ Alpakas sind neugierig, aber bleiben auf Distanz. Es sind Fluchttiere, keine Kuscheltiere.“ Schade eigentlich.