Auf einer Großsegler-Cruise kommen wir nicht nur Wind und Wellen ganz nah, sondern auch Italiens Ikonen wie Amalfi, Sorrent oder Stromboli. Wir können sogar vom Schiff aus baden – genau wie die Leute auf den Luxusyachten, nur bezahlbar

„Delfine voraus“ ruft Steuermann Alexander. „Am Bug auf der Backbordseite müssten sie gut zu sehen sein.“ Und tatsächlich: Zwei Delfine begleiten das Schiff. Gleiten durch das glasklare Mittelmeerwasser, tauchen durch die Gischt und machen ab und zu ein paar Hüpfer. Die Passagiere. die zuvor in das Bugspritnetz geklettert sind, können ihr Glück kaum fassen. Nur ein grobmaschiges Netz aus Tauen trennt sie von den Tieren – und dem Meer. Es braucht schon etwas Mut um hineinzuklettern. Aber die Gäste helfen einander. „Soll ich auf Ihr Smartphone aufpassen?“ fragt mich eine ältere Dame. Gern! „Ich bin Ingrid, das ist mein Mann Helmut, wir sind das erste Mal auf einem Großsegler“, stellt sie sich vor.


Es geht persönlich und gemütlich zu auf der der 115 Meter langen Vier-Mast-Bark Star Clipper. 128 Passagiere kreuzen eine Woche gemeinsam vor Italiens Südküste durchs Mittelmeer, Wobei kreuzen hier wörtlich gemeint ist: Die Star Clipper ist ein echtes Segelschiff, das noch mit Handarbeit bedient wird. Und so ächzen die Winschen, wenn die bis zu 16 Segel an einem der vier Masten hochgezogen werden. Was für Nicht-Segler wie ein undurchschaubares Labyrinth aus Takellage wirkt, ist für die 15 Sailor ein ausgeklügeltes System zum Hissen und Einholen der Segel. Aber natürlich kann der Großsegler die Häfen auch unter Motor anlaufen.
Mit dem Großsegler nach Amalfi, Sorrent, Lipari: Das ist Dolce Vita in Bella Italia
Mit einem Großsegler erreicht man Mittelmeer-Häfen, die für andere verschlossen sind. Und muss sich traumhafte Buchten mit niemandem teilen. Die sieben versteckten Schönheiten werden die Liparischen Inseln auch genannt. Wir ankern vor Liparis Altstadt, setzen mit dem Tenderboot über, bummeln durch lauschige Gassen und essen köstliche Muschel-Pasta in einem der Hafenrestaurants. In Amalfi teilen wir uns die wunderschöne Piazza vor der Cattedrale di Sant’Andrea abends nur mit den Einheimischen, denn die unzähligen Busse mit Tagestouristen sind schon wieder abgefahren. Von Amalfi aus legen verschieden Fähren nach Positano im Viertelstundentakt ab. Das Dorf klebt mit seinen pastellfarbenen Häusern spektakulär am Hang und zählt zu den Top-Zielen an der Amalfitana. Heute ist es vor allem extrem touristisch und teuer. Vielleicht auch, weil Promis und Politiker hier früher Urlaub gemacht haben. Mein Tipp: in Amalfi bleiben und in die kleinen Gassen rechts und links der Hauptspazierstraße schauen. Dort lassen sich kleine Trattorien mit köstlicher Küche und fairen Preisen finden.




Die größte Überraschung aber ist Sorrent: Es ist bunt, laut und lebendig. Ein Ort zum Entdecken und Espresso trinken. Oder wir wäre es mit einem Aperol Sprizz in der Strandbar? Kein Wunder, dass diese Küste zu den schönsten Europas zählt: Pastellfarbene Häuser an spektakulärer Klippen vor türkisfarbenem Mittelmeer – und ich mittendrin. Denn nach einem Stadtbummel steige ich ganz entspannt vom Badedeck der Star Clipper ins Wasser und schwimme eine Runde. Wahnsinn, denke ich, fast wie auf einer Privatyacht.
Eine Segel-Kreuzfahrt ist ganz anders als eine normale Mittelmeer-Cruise
Auf einem Großsegler ist vieles anders als auf einem normalen Kreuzfahrtschiff. Man ist an allem näher dran; am Wasser, an den Wellen, an den Landgangszielen, an der Crew, an den Mitreisenden, am Kapitän. Wer mag, kann sich den ganzen Tag neben ihn ans Steuerrad stellen und ihm bei der Arbeit über die Schulter schauen. Ansonsten gibt es nicht viel Abwechslung. Die Star Clipper ist kein Luxusschiff. Es gibt nur ein Restaurant und eine Bar. Wer Sport machen will, kann das nur auf den Landgängen. Das Wellness-Angebot besteht aus einer Massageliege und einem Holzdeck, auf dem ab und zu früh am Morgen eine Yogastunde stattfindet.
Eine Kreuzfahrt wie auf einer Privatyacht, nur günstiger
Ein Rund-um-die-Uhr-Entertainmentprogramm wie auf großen Cruiselinern üblich gibt es auf einem Großsegler also nicht. Trotzdem lässt sich die Crew einiges einfallen. Badestops, Kajaktouren, eine Fotosafari im Tenderboot, während die Star Clipper unter vollen Segeln daneben über Mittelmeer gleitet. Gemeinsames Segelsetzen beim Auslaufen. Und natürlich kleine Geschenke wie das perfekte Timing. Die Umrundung von Stromboli mit Blick auf den lavaspeienden Vulkan findet passenderweise genau nach dem Abendessen statt. Ansonsten liegt man im Liegestuhl, schaut aufs Meer, lauscht auf das Knirschen der Taue und das Rauschen der Wellen. Ein Sound zum Runterkommen.


REISE-INFO: Start und Ziel des Törns ist Civitavecchia bei Rom. Mit Preisen von 2000 Euro pro Person und Woche sollte man für die Segel-Kreuzfahrt inklusive Vollpension auf jeden Fall rechnen. Aktivitäten an Bord sind inklusive. Die Getränkepreise an Bord sind günstig (Glas Weißwein 4 Euro, Cappuccino 2,50 Euro, Longdrink 7 Euro). Damit zählt Star Clippers zu den preiswerteren Reedereien für Segel-Kreuzfahrten. www.star-clippers.de